AUSSTELLUNGSHALLE - Schulstraße 1a HH - 60594 Frankfurt a.M. - Tel.:069/9620018
Farbe kann man durch die Augen essen |
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Die Frankfurter Ausstellungshalle Schulstraße 1 A zeigt noch bis 27. Juni neueste Arbeiten von Raimer Jochims. | ||
Jochims – im nächsten Jahr wird der gebürtige Kieler 70 – hat als gelernter Philosoph und Kunsthistoriker seine eigene künstlerische Arbeit am besten charakterisiert, in seinen Arbeitsnotizen nämlich, die in der Wortwahl den Ästheten verraten, der er auch in seinen Bildern ist. «Meine Palette ist das Bild» heißt es da 1989, oder poetischer: «Farbe durch die Augen essen» (1994). Das ist, was er nach stark monochromen Phasen etwa seit Mitte der 80er Jahre einsetzt: die immer feiner, immer poetischer werdende Differenzierung der Farben, die sinnträchtigen Farbverläufe und Farbgegensätze. Dass Farbe im Bunde mit der eigentlich abstrakten Form Ideen spiegeln kann, ist derzeit in der Frankfurter Ausstellungshalle Schulstraße 1 A zu sehen. Man weiß: Jochims, von 1971 bis 1997 Professor an der Frankfurter Städelschule und eine ganze Zeit lang ihr Rektor, ist von seiner Richtung der extremen Verfeinerung kein bisschen abgewichen, hat gegen alle Moden seine strengen Ansprüche an sich und seine Bilder bewahrt. Da ist schon die Form, aus Spanplatten gewonnen, mal mit ausgefranstem Kontur, mal glatt geschnitten, und das nicht zufällig, allemal in schöner Bewegung der Hand (wie beim Dirigieren) nachvollziehbar. Weil sie stimmt, die Form. Dann die Farbe, die gelegentlich Symbolwert gewinnt. «Pensée 2» (von 2003), eine kleine «Gedanken»-Arbeit in Blau, übernimmt in Ausfransung die Kopfform, deren seitliche Spitze differenziert ins immateriell Weiße vorstößt. Das «Gesicht» selber, also die Form im Innern, ist traumblau. Die Arbeit bezeichnet im Grunde den Vorgang aus dem Unbewussten zur möglichen Erkenntnis. Aber Jochims ist nicht immer so schwerblütig. Entzückend führt sein «Chianti»-Schleifchen auf der Wand ein bunt-fröhliches Dasein. Sein nach oben jagender Gelb-Pfeil entledigt sich, immer heller werdend bis zum Weiß, der Erdenschwere. Auf diese Weise sind alle farbigen Wandobjekte zu deuten und zu verstehen, und dabei spielt es keine Rolle, dass sich Jochims in den Formen von selber gesammelter archaisch wirkender Eingeborenenkunst anregen ließ. Schließlich muss man ja wissen, für welchen Ausdruck man welche Form gebrauchen kann. Und welche Farbe. Gabriele Seybold Nicol |
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FNP Feuilleton vom 14.6.04 |
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Bücher und Kataloge |
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Farbe Sehen, Arbeitsnotizen, 1998 Kunst und Identität, edition tertium 1996 (letzte verfügbare Exemplare) Papierarbeiten, Malbücher, Zeichnungen Reutlingen 1995 Grün und violett, Tagebuch, Innsbruck 1981 |
Katalog Museum Dortmund 2003 Katalog Darmstadt 1999 Katalog Städt. Galerie Freiburg/Traunstein 1995 Katalog, Kunstmuseum Bonn, 1994 Katalog Portikus, Bilder und Vorbilder 1990 (letzte verfügbare Exemplare) |
weiterführende Links: |
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portikus.de/ |