AUSSTELLUNGSHALLE
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Pressestimmen
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(Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 14.09.2002)
Don't look back |
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Thomas Kilppers gigantischer Holzschnitt ist in Beton wiedererstanden | |
h.r. OBERURSEL. In Oberursel ist es Kindern und Jugendlichen von morgen an offiziell erlaubt, die Kunst mit Füßen zu treten. Daran wird weder die Stadt Anstoß nehmen noch der Schöpfer des Kunstwerkes. Im Gegenteil, es wäre sogar im Sinne der Historie der mit 330 Quadratrnetern Fläche monumentalen Arbeit des Frankfurter Künstlers Thomas Kilpper, darauf hin und wieder Sport zu treiben. Denn "Don't look back", wie Kilpper seinen 1999 geschaffenen Holzschnitt nannte, entstand ursprünglich in der Basketballhalle von Camp King. Kilppers ungewöhnliches Arbeitsmaterial war das Parkett der Turnhalle. Mit Kettensäge, Oberfräse und Beitel schnitzte der Künstler in das Eichenholz. Es entstanden Bilder der wechselvollen Geschichte des Geländes, das von 1937 bis 1941 nationalsozialistischer Reichssiedlungshof war, anschließend für vier Jahre als Durchgangslager der deutschen Luftwaffe für Kriegsgefangene diente, bevor die amerikanischen Streitkräfte es nutzten. 1993 gaben sie den Standort Camp King auf, und die Stadt kaufte das Gelände vom Bund. Seit drei Jahren läßt sie dort neue Wohnungen bauen und die alten Fachwerkhäuser des Reichssiedlungshofs sanieren. Kilpper sorgte mit dem ungewöhnlichen Holzschnitt weithin für Aufsehen. Wegen seiner Ausmaße wurde "Don't look back" vor zwei Jahren sogar in das Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen. Frühzeitig machten sich daher die Stadt, die Stadtentwicklungsgesellschaft (EWO), der Kultur- und Sportförderverein und einige Oberurseler Bürger Gedanken, wie das Werk der Öffentlichkeit auf Dauer zugänglich gemacht werden könnte. So entstand die Idee, eine Reproduktion anfertigen zu lassen. Am Sonntag nun wird dieser Nachguß der Öffentlichkeit übergeben. |
Statt in Eiche ist die Geschichte des Camps nun in Beton verewigt, und statt in der Basketballhalle - die längst abgerissen wurde - liegt das Kunstwerk nun vor einem jener Fachwerkhäuser aus der Ära des Reichssiedlungshofs, in dem seit Januar das Kinderhaus von Camp untergebracht ist. Die neue Adresse heißt Jean-Sauer-Weg 2, und es firmiert dort als "Streetballfield". Daß die außergewöhnliche Kunstaktion nicht nur als Erinnerung im Stadtarchiv überlebte, ist zahlreichen Sponsoren zu verdanken und einem aufwendigen Verfahren. Kilppers Holzschnitt war vor dem Abriß der Basketballhalle in Einzelteile zerlegt worden. Davon wurden Negativformen aus Silikon gegossen und diese dann mit Feinbeton gefüllt Die entstandenen Platten geben den Holzschnitt detailgenau wieder. Kilpper will noch einen Basketballkorb aufstellen lassen, um an den alten Raumeindruck zu erinnern. Insgesamt hat die Rekonstruktion 175 000 Euro gekostet, die Sponsoren aufbrachten, darunter viele Firmen, aber auch die Hessische Kulturstiftung und der Verein der Freunde der Städelschule. Die Eröffnungsfeier am Sonntag beginnt um 14 Uhr und dient gleichzeitig dem Rückblick auf 25 Jahre offene Kinder- und Jugendarbeit in der Stadt. Der ehemalige Leiter des Frankfurter Museums für Moderne Kunst, Jean-Chris Ammann, wird einige Erläuterungen zu dem Kunstwerk geben. |
(Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 14.09.2002)
Ferdinand Kramer |
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Bedrohte Baudenkmäler | |
Eine Ausstellung über
Ferdinand Kramer und Bockenheim |
Claude Lichtenstein,
vor zehn Jahren Kurator der letzten größeren Kramer-Ausstellung
in Zürich, erkannte dies in seiner Frankfurter Eröffnungsrede.
Zurückhaltung wird heute eher als Kargheit empfunden. Dies ist nun
zum Damoklesschwert über den Gebäuden geworden, durch den Wegzug
der Universität stehen sie quasi zur Disposition. Das große,
citynahe Areal der Universität lässt Begehrlichkeiten bei Investoren
wachsen, so dass selbst der Denkmalschutz für Philosophicum und das
Studentenwohnheim an der Bockenheimer Warte kaum Hoffnung auf einen langfristigen
Erhalt schüren. Daniel Bartetzko |
(FR vom 14.11.02)
Ferdinand Kramer |
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Die Schönheit der Kramer-Bauten ließe sich wieder herstellen Diskussion über das Schicksal der Gebäude aus den 50er und 60er Jahren / Symposion und Ausstellung |
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Die großen Fenster sind blind, die kaputten Jalousien schlagen gegen die Scheibe. Das Treppenhaus ist grau und finster, Studenten drängeln sich auf den maroden Gängen, Türen fallen krachend ins Schloss. Ein Bild, das viele im Kopf haben, die im Philosophikum an der Gräfstraße studiert haben. Dass die Gebäude des Architekten Ferdinand Kramer unter Denkmalschutz stehen, entlockt den meisten nur ein Kopfschütteln. Architekten und Denkmalpfleger, die sich kürzlich zu einem Symposion des Deutschen Werkbundes trafen, kennen das Dilemma. "Man kann den Leuten nicht erklären, warum diese Häuser unter Denkmalschutz stehen und ein hübsches Fachwerkhäuschen nicht", sagt Gerd Weiß, Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege. Nicht einmal Kunsthistoriker, die er in Seminaren unterrichte, hätten Verständnis dafür, dass die maroden Gebäude, die Kramer zwischen 1952 und 1964 als Universitätsbaudirektor realisierte, erhalten werden sollen. Die Universität konzentriere sich ausschließlich auf die Erschließung des neuen Campus und hätte es auf die Verrottung der Kramer-Bauten angelegt, lautet ein Vorwurf. Dagegen wehrt sich Peter Rost, Leiter der Uni-Planungsabteilung. "Die Mittel zur Bauerhaltung sind begrenzt." Mit den rund sechs Millionen Euro könne man gerade das Nötigste in Stand halten. Immerhin: Die Universitätsbibliothek, die neben Philosophikum, Studentenwohnheim und den Seminaren Pharmazie, Chemie und Biologie unter Denkmalschutz steht, ist eben erst nach Kramers Plänen renoviert worden.. |
Astrid Hansen, die über die Uni-Bauten promoviert hat, weiß "dass man die Schönheit der Gebäude erkennen würde, wenn man sie nach den Regeln des Denkmalschutzes in Stand setzen würde". Sie bestehe in der Zurückgenommenheit der Gebäude, ihrem sozialen und demokratischen Anspruch: "Die völlig neue Ausrichtung der Universität nach der Barbarei". Kramers Stil, der sich an der "freiheitlichen Architektur der USA orientierte, hat den Kopf der Studenten frei gemacht für neue Gedanken", so Christoph Mohr vom Landesamt für Denkmalpflege. Das Schicksal der verlassenen Gebäude ist noch ungeklärt. Im Januar beginnt der Wettbewerb für die Gestaltung des Campus Bockenheim. Die Auschreibung von Stadt und Land soll die denkmalgeschützten Gebäude berücksichtigen. Vor Abriss sind sie dennoch nicht gefeit: gebe es einen besseren Vorschlag, könnten sie weichen, so Rost. Die Sanierung oder Integration sei "machbar, wenn man will", weiß Mohr. Deshalb sei es wichtig, die Gedanken und Ziele des 1985 verstorbenen Architekten und Designers der Öffentlichkeit zu vermitteln. Das Universitätsarchiv sammelt alle Möbel, Aschenbecher, Briefpapiere und Geschirr. Das von Kramer gestaltete Arbeitszimmer Horkheimers soll originalgetreu aufgebaut werden. Visionär ist die
Einschätzung Ferdinand Kramers von 1929: "Vielleicht bereitet ein Haus,
das uns heute noch komfortabel erscheint, der nächsten Generation eine
Belastung." Kathrin Hartmann |
(FR vom 20.11.02)
Lauter Lieblingsbilder Spiele mit der Erwartungshaltung: Malerei in der Frankfurter AusstellungsHalle Schulstraße 1A |
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Es war ein harter Tag, dort draußen in der Prärie. Nichts als Staub und Dreck und die unbarmherzige Sonne. Doch etwas stimmt nicht auf Anne Kaminskys "Cowboy". Alle sattsam bekannten Attribute sind vorhanden, der Hut, die typische Handbewegung des Zigarettenanzündens, die Jeans mit der Schnalle. Und doch bleibt vieles in der Schwebe auf ihrem in diesem Jahr entstandenen Ölbild, als habe sie'einen sandfarbenen Schleier über die ausgearbeitete und so deutlich die Werbung zitierende Figur gelegt. Nicht einmal das Geschlecht erscheint eindeutig, wiewohl man glaubt, eine angedeutete weibliche Brust zu erkennen. Mehrere Arbeiten lösen solche leichten, mit Erwartungshaltungen spielende Irritationen aus in der "Lieblingsbilder" überschriebenen Schau, die derzeit in der Frankfurter "AusstellungsHalle Schulstraße lA" zu sehen ist und 15 sehr unterschiedliche malerische Positionen präsentiert. Wessen Lieblingsbilder der Leiter der Ausstellungshalle, Robert Bock, hier zusammengestellt hat, ob seine eigenen, die der beteiligten Künstler, oder ob der Betrachter aufgerufen ist, sich eines auszusuchen, bleibt offen. Fündig wird man in jedem Fall. Jeder der 15 in Frankfurt und Umgebung lebenden Künstler ist mit je einem meist aktuellen Werk vertreten. Mehrere Künstler, wie Lionel Röhrscheid mit seiner anregenden "transfigurativen Malerei" oder Andreas Gundermann, der eine spielerisch abstrakte Arbeit zeigt, waren hier schon in einer Einzelausstellung zu sehen. |
Eine Reihe von Bildern tendiert zur Abstraktion wie die kleine, gestisch hingesetzte Landschaft unter leuchtend orangefarbenem Himmel von Cristina Herradas, einer Meisterschülerin von Hermann Nitsch. Corinna Mayer stellt ihren die Renaissance zitierenden Porträts auf tiefblauem Grund organische Formen gegenüber, während Gabriele Aulehlas abstrakte, satt und gleichmäßig aufgetragene Farbfeldmalerei im See", in Öl auf Nessel ausgeführt, mit ihren vibrierenden Übergängen zwischen Grün und Blautönen eine Reihe konkreter Assoziationen heraufbeschwört. Gabriele Langendorf, die in Basel und bei Reimer Jochims am Städel studiert hat, zeigt ein zitronengelb leuchtendes Bild aus ihrer Serie privater Schlafzimmer, die im Grunde eine Porträtserie ihrer Bewohner sein mag: zwei Fenster, ein ordentlich ge- machtes Bett, zwei Bücher, eine Hanfpflanze im sonst leeren Raum. Wer soll hier ruhig schlafen? Konventionell und absurd zugleich, kaum auszuhalten. Und doch auch dies ein Lieblingsbild wie Justine Ottos souverän in Öl festgehaltene halbwüchsige Mädchen oder Maria Bubeniks mit wenigen Strichen hingeworfene Autobahnszene. Als sitze man selbst am Steuer, scheint der Asphalt, scheint die Landschaft in Form des Grünstreifens dahinzurasen, während das Auto stillsteht, als habe es jemand hier geparkt. (Bis 22. Dezember, Mittwoch und Donnerstag von 18 bis 21 Uhr, Freitag bis Sonntag von 14 bis 18 Uhr.) CHRISTOPH SCHÜTFE |
(FAZ vom 19.12.02)