AUSSTELLUNGSHALLE
- Schulstraße 1a HH - 60594 Frankfurt a.M. - Tel.:069/96200188
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Pressestimmen
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(ZDF,vom 06.03.2005 )
(Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.04.2005)
(Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.06.2005)
(Frankfurter Rundschau , Ausgabe: Stadtausgabe (Nr. 130); Mittwoch, 08. Juni 2005)
(Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.07.2005, Nr. 150, S. 55 )
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Im Bad sich den Blues holen? Trotz Sonnenscheins und Duschgelegenheit? Vielleicht gerade deshalb. Denn manchmal ist, weil die Anstalt zuviel Zulauf hat, ja nicht ein einziger Schwimmzug drin im Schwimmbad, und die Brause eben auch kein rechter Trost. Und noch ein Pegelstand gerät in den Blick, wo Menschen sich drängen und hochprozentige Härtetests zur Extraerhitzung führen: Bacardi Blue nennt Chunqing Huang eines ihrer unfröhlichen Badebilder, das den Blauraum im Planschrevier aus unterschiedlichen Blickwinkeln auslotet. Die Frau mit dunklen Haaren, die aus Vogelperspektive betrachtet wird, treibt mehr dahin, als dass sie glaubhaft den Bewegungsablauf des Brustschwimmens vorführt. Für sie scheint das Beckenwasser weniger erfrischend als betäubend. Monochrome Exerzitien Chunqing Huang, die selbst ein wenig Schwimmsport macht, kennt seit drei Jahren nur ein Thema: Die Scheu der Schwimmerin vorm Auftauchen. Ihre Bilder sind eine schier endlose Abfolge von Motiven im Blauen. Meistens verharren dabei die Modelle freilich nicht reglos, sondern können als Sporttreibende identifiziert werden. Wert legt die Malerin, die jetzt gemeinsam mit ihrer 1967 geborenen Kollegin Franziska Kneidl in der Frankfurter Ausstellungshalle ausstellt, auf eine ausgedehnte Wasseroberfläche. Das helle Blau gibt ihr Anlass zu monochromen Exerzitien und ist der Grundton ihrer Bilder, die die Dargestellten zumeist solo und in heiterer Stimmung durchpflügen. "Es gibt eine andere Leichtigkeit im Wasser", sagt Chunqing Huang, und sie meint das nicht nur bezogen aufs Körperliche. Der Chinesin, 1974 geboren und 2000 nach Frankfurt gekommen, wo sie nach ihrem in Peking abgeschlossenen Kunststudium an der Städelschule bei Hermann Nitsch Freie Malerei belegte, gefällt ähnlich wie ihrem Lehrer die motivische Festlegung, das jahrelange Abarbeiten an Konstanten. |
Spielchen sind gestattet. Es gibt da etwa ein Wasserballett zu sehen oder Catch the coin: bezogen auf das beliebte Tauchen nach Münzen. Dass das Nass nicht notwendig glücklich macht, zeigen diejenigen Figuren, die nicht so ganz in ihrem Element zu sein scheinen. Einige Gemälde - beispielsweise Nach dem Sprung - lassen durchaus offen, wie sich die dargestellte Person in den Fluten fühlt. Die Badenden der Kunstgeschichte besitzen (nicht nur dann, wenn sie eine allegorische Aufgabenstellung haben), oft die Aura des Undurchsichtigen, selbst, wenn sie unbekleidet sind. Auch bei Chunqing Huang gibt es zweite Ebenen. Franziska Kneidl, die sich zunächst zur Theatermalerin ausbilden ließ und anschließend zu Städelschulprofessorin Christa Näher ging, trägt in die Doppelausstellung einen leicht kosmischen Akzent. Dabei inspiriert sie arabische Lyrik, es entstehen Bilder in vermeintlicher Bewegung mit metaphysischen Verweisen. Gestirne oder Sonnen scheinen förmlich am Betrachter vorbei zu ziehen. Durch vielschichtigen graubraunweißen und bisweilen golden akzentuierten Farbauftrag, wo Lasierendes und Diaphanes mit pigmentstarken Partien konkurriert, werden die Arbeiten dynamisiert. Körperbetontes Format Ebenso durch ihr Format. 210 mal 180 Zentimeter ist ein gängiges Kneidl-Format - "sehr körperbetont", wie sie sagt. Ihren Bildern spricht sie ein ausgeprägtes Eigenleben zu, sie seien ein "starkes Reagieren auf das, was beim Malen passiert". Und: "Im Zweifelsfall ist das Bild klüger." Gern lässt sie es daher seine Kreise ziehen und kontrolliert in ihrer bewegten Malerei bloß Atmung und Endpunkt. Eine echte FreiSchwimmerin. VON DOROTHEE BAER-BOGENSCHÜTZ |
(Frankfurter Rundschau , 20.07.2005)
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Daß jetzt bloß keiner von der Seite reinspringt. Irgendein Halbstarker die ungeübte Schwimmerin frech unter Wasser tunkt und aus dem Rhythmus bringt und im tiefen Becken ordentlich für Wirbel sorgt. Doch wenn es einen Bademeister gibt im Hallenbad von Chunqing Huang, dann hat er offensichtlich alles gut im Griff. Junge Frauen ziehen ihre Bahnen in den poolblauen Gewässern, Kinder planschen in den hier knietiefen, dort hüfthohen Wellen oder tauchen nimmermüde nach verborgenen Schätzen, bis die Lippen blau geworden sind. Doch geht es in der Malerei der 1974 in China geborenen Städelabsolventin stets um mehr als nur um fröhlich-heiteren Badespaß. Ein Schwimmkurs freilich gab den Anstoß zu den seit drei Jahren entstehenden Arbeiten in Öl auf Leinwand, und angesichts der mit Leichtigkeit und größter Selbstverständlichkeit sich im Wasser bewegenden Körper mag man zunächst durchaus den sehnsüchtigen Blick des Nichtschwimmers am Beckenrand erahnen. Vor allem aber zeigt sich Huang, die bei Hermann Nitsch studiert hat, fasziniert von Licht und nie zum Stillstand kommender Bewegung; von den tanzenden Reflexen auf der sich kräuselnden Oberfläche, dem Ein- und Untertauchen des Körpers und den merkwürdigen, schillernden Brechungen der Arme und Beine auf und unter dem Wasserspiegel. Und je mehr Konturen und Proportionen sich im himmelblauen Grund aufzulösen scheinen und im zunehmend pastoser werdenden Farbauftrag miteinander verschwimmen, desto deutlicher tritt das genuin malerische Interesse in den Vordergrund. Dagegen erscheinen die großformatigen Leinwände Franziska Kneidls, die parallel zu den Arbeiten Huangs in der Frankfurter Ausstellungshalle Schulstraße 1A zu sehen sind, schon jetzt als Ergebnis einer bemerkenswert konsequenten malerischen Entwicklung. |
Als Schülerin Christa Nähers zunächst noch der gegenständlichen Malerei verpflichtet, hat die Frankfurter Künstlerin ihr Formvokabular und ihr Farbenspektrum in den vergangenen Jahren mehr und mehr reduziert, um nunmehr zu mit energischem Gestus ins vornehmlich grau in grau erscheinende Bild gesetzten Kreisformen zu gelangen. Doch welche Tiefe, welche Dynamik herrscht in diesen Bildwelten, und wie nuancenreich stellt sich die Skala der Grauwerte dar in diesen gänzlich abstrakten, den Blick immer wieder aufs neue herausfordernden Mischtechniken. Zwischen teerschwarz und lichtweiß glänzen silbrig schillernde Passagen wie Sternenstaub, und je nach Standpunkt verliert man sich in mikro- oder makrokosmischen, in jedem Fall aber aufregend unerforschten Welten, die zu entdecken beide, Malerin wie Betrachter, nicht müde werden; begegnen stumpfe, verkrustete und undurchdringliche Partien hier wolkigen, dort fleckig-schmutzigen Strukturen, fließt die Farbe ungehindert und frißt sich in den saugenden Grund oder gerät zäh ins Stocken wie erkaltende Lava, bis sich schließlich feine Risse zeigen. Gelegentlich kratzt und wäscht die 1967 geborene Künstlerin die Farbe wieder herunter, setzt abermals mit breitem Pinsel Kreis um Kreis, gleichsam als malerische Geste im unaufhörlichen spannungsreichen Wechsel von Werden und Vergehen. Und doch will es manchmal scheinen, als rotiere einer dieser dynamischen Wirbel als geheimes Zentrum: Irgendwo da draußen, im weiten, unermeßlichen Raum ein Schwarzes Loch, in dem alles seinen Anfang nahm, oder im Gegenteil ein gleißend weißer Strudel, ein fernes, helles Leuchten, wo dereinst alles enden muß. Beides aber hat hier seinen Ort in einem Bild. CHRISTOPH SCHÜTTE |
(Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.07.2005, Nr. 167, S. 44 )