AUSSTELLUNGSHALLE - Schulstraße 1a HH - 60594 Frankfurt a.M. - Tel.:069/96200188
SASKIA SCHÜLER ruhelos |
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Mit "ruhelos"
bezeichnet Saskia Schüler ihre Auswahl neuerer Arbeiten in der AustellungsHalle
Schulstraße, obwohl das namensgleiche Bild ein mit wenigen Linienzügen
am Computer skizziertes Bett mit ordentlich gemachter Decke darstellt.
Ein Ort des Ausruhens, der zumindest körperlichen Ruhe eigentlich. Doch
so trivial läßt sich der Kontext dieser Arbeit freilich nicht erfassen.
Allein schon die aufwendige Art der Umsetzung verweist plastisch auf die
dahinterstehende Thematik.
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Mit rund
8000 Ösen hat Saskia Schüler die Struktur der Pixelpunkte nach der als
Vorlage dienenden Computergraphik in einen karierten Bettbezug gestanzt.
Ein zeitraubender und lautstarker Entstehungsprozeß, der noch durch die
korrespondierende, temporär für den Ausstellungsraum angefertigte Wandzeichnung
gesteigert wird. Das ösenübersähte Tuch dient dabei als Schablone mit
der durch die Löcher eine Art Abdruck gezeichnet wurde, der allerdings
partiell verändert ist. Eine nun mehr aufgeschlagene Bettdecke symbolisiert
eine verschiedene Zeitebene. Die Vorstellung einer zurückgelegten Zeitspanne
und der damit unweigerlich einhergehenden Veränderungen besteht deshalb
nicht nur als Motiv, sondern findet in der aufwendigen Verwirklichung
seine reale Entsprechung.
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In verwandter
Weise findet sich dieses, die Arbeiten von Saskia Schüler konzeptionell
überspannende Thema auch in den anderen ausgestellten Kunstwerken wieder.
Die Arbeit "Schranke" zeigt etwa zwei gleichsam übereinander geschobene
Bilder, die sich scheinbar aus einer bloßen Spiegelung desselben Bildmotivs
ergeben haben. Erst bei intensiverer Betrachtung wird an einer marginalen
Veränderung der Standpfosten einer Schranke deutlich, daß sich der Standpunkt
des Betrachters offenkundig verändert, gleichsam einen imaginären Seitenwechsel
vollzogen und einen Weg um die Begrenzung erfahren hat. Das aus zahllosen
Kreuzstrichen gefertigte Bild zwingt dabei genauso das Auge des Betrachters
zu einem latenten Richtungswechsel.
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Bei der,
auf eine halbtransparente, sonst zur Abdeckung von Baustellen benutzte
Folie aufgetragenen Zeichnung "Kurve", wird diese künstlerische Intention
erneut konsequent eingesetzt. Ein sich beständig wiederholendes Strichmuster,
auf einer Seite in Rot, auf der anderen in Schwarz, formt durch die Überdeckung
eine formal aufs wesentlichste reduzierte Kurve, die man je nach dem Standort
als Rechts- oder Linkskurve interpretieren mag. Wieder ergibt sich die
Wahrnehmung des Betrachters erst aus der räumlichen Interaktion mit dem
Bild. Dieses Wechselspiel von optischer Auflö-sung und Komprimierung wird
mit dem ergänzenden "Titelbild" auf den begrifflichen Inhalt reduziert.
Durch die beidseitige Aneinanderreihung der Worte "rechts" und links"
in schwarz/roten Streifen wirkt die rückwärtige Beschriftung wie ein gegenläufiges
Spiegelbild. Trotz ihrer verbindenden Thematik zeigen die Arbeiten Saskia
Schülers einen auffallend individu-ellen Charakter und eine ganz unterschiedlich
akzentuierte Ausstrahlung, die den Betrachter geradezu zur persönlichen
Reflexion einladen. Die konzeptionelle Zielsetzung der Arbeiten, die scheinbar
im autonomen Entstehungsprozeß ihren finalen Ausdruck findet, manifestiert
sich letztlich allein im Beobachter und seiner subjektiven Sinneswahrnehmung.
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